David Allen’s Getting Things Done: Die Kunst der stressfreien Produktivität ist mehr als nur ein Leitfaden zur Selbstorganisation – es ist eine Einladung zu einer ganz neuen Art des Denkens und Arbeitens. Während die „Getting Things Done“-Methode in vielerlei Hinsicht eine der erfolgreicheren der modernen Produktivitätsbewegungen ist, stellt sich die Frage, ob das, was Allen hier predigt, nicht vielmehr ein kreatives Meisterwerk der Ordnung ist, als eine bloße Anleitung zur Effizienz.
Der Inhalt des Buches ist zugleich faszinierend und beruhigend. Allen stellt ein System vor, das in seiner Einfachheit besticht: Sammeln, Verarbeiten, Organisieren, Reflektieren und Handeln. Jeder Schritt wird auf eindrucksvolle Weise durchdacht, und Allen zeigt auf, wie man die täglichen Aufgaben – ja, sogar die chaotischsten – in überschaubare, greifbare Einheiten verwandeln kann. Die Struktur des Buches spiegelt dieses klare, methodische Denken wider, aber auch die Verspieltheit, die der Autor bei der Präsentation seiner Prinzipien einfließen lässt. Wir bewegen uns in einem Spannungsfeld zwischen Pragmatismus und Philosophie: Wie lassen sich die oft verwirrenden, überfluteten Gedankenströme in eine strukturierte Bahn lenken, ohne dabei die kreative Energie zu verlieren? Allen hat die Antwort: durch systematisches Auslagern und das Erschaffen von mentaler Klarheit.
Es gibt einen fast literarischen Anspruch in Allens Sprache – nicht in der Form von dichter Prosa, sondern durch die Klarheit und die präzise, fast poetische Art, wie er Konzepte und Prozesse erklärt. Der Autor nutzt geschickt einfache Worte, die dennoch die Komplexität der menschlichen Arbeitsweise widerspiegeln. Seine prägnanten, immer wiederkehrenden Metaphern, wie die des „posteingangsstapel“ oder „einen offenen Kreis schließen“, bleiben im Gedächtnis und haben eine starke bildliche Kraft.
Wenn wir uns die Zielgruppe anschauen, so wird schnell klar, dass es hier nicht nur um ein Buch für Manager oder Business-Typen geht. Der Gedanke, dass es jeder Person von Nutzen sein kann, die ein bisschen mehr Klarheit in das eigene Leben bringen möchte, schimmert durch jedes Kapitel. Allen spricht eine breitere Leserschaft an, jene, die im Alltagschaos verloren gehen und sich nach einem geordneten geistigen Raum sehnen. Selbst der kreative Kopf, der sich oft in der Flut von Ideen und To-Dos verliert, kann in dieser Methode eine Befreiung finden.
David Allen, der als Berater und Coach viele Jahre im Bereich der persönlichen Produktivität gearbeitet hat, bringt in diesem Buch die Essenz seiner Erfahrungen zusammen. Und das spürt man – jedes Prinzip ist darauf ausgelegt, die Komplexität des Lebens aufzulösen und den Fokus zurückzuerlangen. Allen hat dabei weder den Anspruch, neue Technologien oder Tools zu verkaufen, noch verschwendet er Zeit mit esoterischen Erklärungen. Stattdessen gelingt es ihm, mit einer klaren, fast minimalistischen Sprache und einer strukturierten Herangehensweise eine Methode zu präsentieren, die gerade durch ihre Einfachheit besticht.
Ich gebe Getting Things Done 4 Sterne. Das Buch bietet einen klaren, systematischen Ansatz, der sowohl für den praktischen Alltag als auch für die kreative Arbeit von großem Nutzen ist. Die Methode ist jedoch nicht ohne ihre Tücken: Ein gewisser Perfektionismus und die unaufhörliche Jagd nach „Vollständigkeit“ können auch eine Last sein, besonders für diejenigen, die sich im ständigen Fluss der Ideen und Aufgaben wohler fühlen. Aber insgesamt ist dies ein Werk, das auf clevere Weise Ordnung in das Chaos bringt – ein wahrer Ratgeber für alle, die sich die Kontrolle über ihr Leben zurückerobern wollen, ohne dabei die kreative Freiheit zu verlieren.